Völkerschlacht im MDR! … also in Leipzig…


Ich muss ja gestehen – ich bin großer Fan des Twitter-Accounts WW2 Tweets, der „live“ seit inzwischen 2 Jahren „aus“ dem zweiten Weltkrieg berichtet. Die Detailfülle, der sich dieser Twitter-Account da bedient, ist wirklich beeindruckend. Es wird versucht, konsistent von vielen Seiten zu berichten – also sowohl, was in Pearl Habour passierte, als auch aus Moskau, London und Berlin. Ab und zu gibt es Links zu historischen Archiven oder Hintergrundartikeln. Die historische Meinung muss sich der Leser schon selbst bilden, die Flut der Ereignisse beeindruckt trotzdem.

Etwas ähnliches – also auf sein eigenes Medium aufgebläht – versucht der MDR nun mit der Völkerschlacht in Leipzig zu deren 200. Jubiläum. Im „Medienexperiment Völkerschlacht“ gibt es Live-Ticker, Korrespondenten-Berichte, Re-Enactment im Video, Audio-Hintergrund-Berichte und eine Flash-animierte Übersichtskarte.

Also alles, was der moderne Journalismus bei einem vergleichbaren Krisen-Szenario so auffahren würde. Selbst an der Meta-Kritik wird nicht gespart. Prof. Dr. Peter Reichel darf sich auf der Völkerschlacht-Seite des MDR über das „Volksfestspektakel“ echauffieren.

Foto von 2006 unter https://secure.flickr.com/photos/la_laetti/163820338/in/photostream/

Foto von 2006 bei flickR

Nun ja. Diese Kritik teile ich nicht – Leipzig hat schon seit 100 Jahre mit dem Völkerschlacht-Denkmal ein häßliches nationalistisches Pilgerzentrum zum Thema, es ist wohlfeil, sich darüber aufzuregen. Und – honi soit qui mal y pense – das war kein Zufall, dass das Völkerschlacht-Denkmal weniger als ein Jahr vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs eingeweiht wurde. Dem sollte man öfters mal eine Minute Gedenkzeit widmen.

Womit der MDR nicht geplant hat bei den mehrjährigen Vorbereitungen zum Jubiläum, das war damit, dass die Mediathek dauernd wegen Überlastung abstürzt. Und damit, dass über das Offensichtliche nicht gesprochen wird: Wir haben in Syrien seit 2 Jahren einen Krieg vor der Haustür, und der wird nicht in Details mitgetickert.


Nachtrag:
Großes und berechtigtes Lob am sonst so „peinlichen Onkel MDR“ von SpOn.

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